Preis zur Förderung der Rehabilitationsforschung
Für den Preis zur Förderung der Rehabilitationsforschung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) können wissenschaftliche Arbeiten aus Klinik, Forschung und Praxis eingereicht werden, die den Nutzen und Erfolg der Rehabilitation nach Verletzungen und Erkrankungen aus dem Gebiet Orthopädie und Unfallchirurgie untersuchen.
Der von der m&i Klinikgruppe Enzensberg geförderte Preis ist mit 5.000 Euro dotiert. Die Verleihung des Preises findet jedes Jahr auf dem Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) im Oktober statt.
Die eingereichte Arbeit kann in einer deutschen oder fremdsprachigen Zeitschrift oder in Buchform veröffentlicht oder in einem Manuskript niedergelegt sein. Bereits anderweitig ausgezeichnete Arbeiten oder solche, die sich aktuell in einem Preiswettbewerb befinden, können nicht eingereicht werden. Bewerberinnen und Bewerber müssen Erstautoren sein.
Im Antrag muss die besondere Bedeutung der Arbeit für das Förderthema erläutert werden. Die Bewerbung ist mit einer Zusammenfassung der zentralen Ergebnisse in deutscher Sprache sowie der ausgefüllten Datenschutzerklärung per E-Mail ausschließlich als PDF-Dateien bei der Geschäftsstelle der DGOU einzureichen.
Bewerbungsfrist ist der 31. Mai 2025.
2024
Dr. phil. Christoph Egen, Klinik für Rehabilitations- und Sportmedizin, Medizinische Hochschule Hannover
Jedes Jahr werden in Deutschland circa 17.000 Majoramputationen der unteren Extremität durchgeführt. Häufig ist die akute und rehabilitative Versorgung dieser Patientinnen und Patienten jedoch nicht bedarfsorientiert. Hauptursachen dafür sind eine geringe Zahl spezialisierter Kliniken, unzureichende Vergütungen und Versorgungsprobleme wie fehlendes Entlassungsmanagement und Verzögerungen beim Rehabilitationsbeginn.
Das für die Auszeichnung relevante und vom Innovationsfonds des G-BA geförderte Projekt zielte darauf ab, die Versorgungslücke zwischen Akutkrankenhaus und Anschlussrehabilitation (AR/AHB) zu schließen. Das neu implementierte Modell umfasste eine ambulante Interimsphase an Hochschulambulanzen sowie die Einführung eines Caremanagements, das die Patienten zum optimalen Zeitpunkt in die stationäre Reha überführt.
Auch wenn Herausforderungen wie hohe Kosten und administrative Hürden bleiben und weitere Untersuchungen erforderlich sind, um alle Effekte zu validieren, zeigen die Ergebnisse, dass mit einer derartigen multimodalen Therapie langfristig Kosten gespart werden können und dabei die Lücke zusehends erfolgreich verkleinert wird. Bei einer geringfügigen zeitlichen Verlängerung kann mit diesem Konzept sogar auf eine stationäre bzw. ganztägig ambulante Rehabilitation verzichtet werden.
2023
Dr. rer. biol. hum. Sandra Kus, MPH, Ludwig-Maximilians-Universität München
Physische Aspekte wie Art und Schwere einer Verletzung sind nicht die einzigen Faktoren, die dazu beitragen, ob eine Person nach einer schweren muskuloskeletalen Verletzung an den Arbeitsplatz zurückkehren kann oder nicht. Mit einem ganzheitlichen biopsychosozialen Ansatz untersuchte Dr. Sandra Kus, tätig am Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung, in einer deutschlandweiten Studie, welche Faktoren die Rückkehr an den Arbeitsplatz (RTW) beeinflussen. Sie berücksichtigte dabei neben verletzungsrelevanten Faktoren auch umweltbezogene, soziale und psychologische Aspekte. Ihre Studie zielt darauf ab, Prädiktoren für die RTW 78 Wochen nach der Entlassung aus der stationären Trauma-Rehabilitation zu ermitteln. Nach dieser Zeitspanne sind 81,2 Prozent der Patientinnen und Patienten an den Arbeitsplatz zurückgekehrt. Neben verletzungsrelevanten Faktoren wurden u.a. rechtliche und finanzielle Belange, Lebenszufriedenheit sowie Beeinträchtigungen in Aktivitäten und Teilhabe identifiziert.
Mit dem Wissen, welche Prädiktoren relevant sind, lassen sich Handlungsempfehlungen für die RTW beeinflussenden Faktoren leichter ableiten. Gesundheitsfachkräfte können gezielte Interventionen und Strategien entwickeln, um dem Risiko einer Nicht-Rückkehr bzw. einer verzögerten RTW frühzeitig zu begegnen.
2022
Prof. Dr. Thomas Gross, Kantonsspital Aarau, und Universität Basel, Schweiz
Ziel dieser mehrjährigen Studie eines Traumazentrums war es, zum einen die Häufigkeit und Art längerfristiger Einschränkungen bei Patienten nach schwereren Verletzungen aufzuzeigen und zum anderen ein einfaches Scoring-Verfahren zu entwickeln, um Patienten mit hohem Risiko für spätere Defizite zu identifizieren.
Mehr als die Hälfte der untersuchten Verletzten wiesen ein bis zwei Jahre nach dem Trauma kognitive und mehr als ein ein Viertel je somatische und/oder psychische Defizite im Patienten-bezogenen Outcome auf, welche erstaunlicherweise kaum mit erwarteten Risikofaktoren wie der Traumaschwere assoziiert waren.
Bis weitere gewichtige Einflussfaktoren bekannt werden, könnte das vorgeschlagene ATPLOS-Instrument (Aarau Trauma Prognostic Longer-term Outcome Scoring) im klinischen Alltag bereits früh-posttraumatisch und Ressourcen-sparend auf bezüglich Langzeitfolgen gefährdete Verletzte hinweisen.
2020/2021
Annet Wijnen (Erstautorin), Clinical Research Associate, University Medical Center of Groningen (NL) zusammen mit Dr. rer. medic. Gesine H. Seeber, Oldenburg, und Dr. Martin Stevens, Groningen (NL)
„Effectiveness of rehabilitation for working-age patients after a total hip arthroplasty: a comparison of usual care in the Netherlands versus Germany“
Das primäre Ziel dieser Studie ist der medizinische Effektivitätsvergleich zwischen der in Deutschland gängigen medizinischen Rehabilitation und dem üblichen Prozedere in den Niederlanden nach pHTEP. Sekundäres Ziel war ein erster Einblick in die in für die Rehabilitation anfallenden Kosten.
Die Studie zeigt, dass eine intensivere pHTEP-Nachbehandlung wie in Deutschland sowohl bezüglich einzelner, objektiver medizinischer Befunde als auch bezüglich des psychischen und physischen Befindens vorteilhaft ist. Der unterschiedliche sozioökonomische Kontext beider Länder erschwert Kostenvergleiche.
Die Ergebnisse zeigen, dass das deutsche Vorgehen in der pHTEP-Rehabilitation zum gewünschten Erfolg führt. Für die wachsende Gruppe erwerbsfähiger Patienten in den Niederlanden sollten die Verantwortlichen über die Einführung strukturierter Rehabilitationsmaßnahmen nach pHTEP diskutieren.
2019
Dr. Wolfgang Geidl, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und Judith Wais, Eberhard Karls Universität Tübingen
„Bewegungstherapie in der medizinischen Rehabilitation: eine Bestandsaufnahme auf Einrichtungs- und Akteursebene“
In ihrer Arbeit analysierten die Wissenschaftler den Status quo der Bewegungstherapie in der medizinischen Rehabilitation mit Fokus auf das Thema Bewegungsförderung. Die Ergebnisse liefern die Basis für eine systematische Verbesserung der Konzept- und Prozessqualität einer evidenzbasierten und nachhaltigen Bewegungstherapie.
2018
Dr. Maren Schütz, Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein evangelischer Stift St. Martin in Koblenz
„Evaluation der Effektivität einer stationären, strukturieren Rehabilitation bei Patienten nach operativen Eingriffen an der Lendenwirbelsäule in Abhängigkeit des Abstandes zur Operation sowie an einem konservativ behandelten Kollektiv“
In ihrer Studie hat die Fachärztin für O und U gezeigt, dass Patienten, die an der Lendenwirbelsäule operiert wurden und nach einem standardisierten, manualisierten Reha-Programm übten, weniger Einschränkungen im Alltag erlebten, weniger unter Schmerzen litten und seltener die Therapie abbrachen oder erneut operiert werden mussten. Diese Effekte einer strukturierten Rehabilitation zeigten sich ebenso bei Patienten mit chronischen Beschwerden an der Wirbelsäule, die nicht-operativ therapiert wurden.
2017
Dr. Lena Tepohl und Prof. Dr. Gert Krischak, MBA, Universität Ulm
In der Arbeit der beiden Wissenschaftler zeigte sich, dass Reha-Patienten innerhalb von zwei Jahren nach der Reha 14 Tage seltener arbeitsunfähig sind als Patienten, die keine Reha erhalten haben. Zudem belegt die Untersuchung das bessere Kosten-Effektivitäts- sowie Kosten-Nutzen-Verhältnis der Rehabilitation: Der volkswirtschaftliche Effekt von Reha-Maßnahmen ist mit mehr als 11.000 Euro pro Person beziffert.
2016
Prof. Dr. Wolfgang Kemmler, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Der Wissenschaftler hat in seiner Studie den Einfluss von ambulantem körperlichen Training auf die Knochendichte und -festigkeit untersucht. In der Studie zeigte sich, dass das Risiko für osteoporotische Knochenbrüche in der Trainingsgruppe um etwa 60 Prozent niedriger ist als in der Kontrollgruppe. Damit belegt die EFOPS-Studie das hohe frakturpräventive Potenzial von Rehabilitationssport, das leicht über dem Effekt einer medikamentösen Therapie liegt.
2015
Jana Semrau und Prof. Klaus Pfeifer
2014
PD Dr. Anja Hirschmüller
2013
Dr. Stefan Simmel