Heinz-Mittelmeier-Forschungspreis
Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie e.V. (DGOOC) vergibt erneut den Heinz-Mittelmeier-Forschungspreis für Anwendungen von keramischen Implantaten in der Endoprothetik. Die Auszeichnung ist mit 5.000 Euro dotiert und wird von der Firma CeramTec gefördert. Die Verleihung des Preises findet jährlich auf dem Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) statt.
Bewerben können sich junge Medizinerinnen und Mediziner, Ingenieurinnen und Ingenieure sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bis zu einem Alter von 45 Jahren. Der Preis wird für hervorragende Forschungs- und Entwicklungsarbeiten auf den Gebieten Biokeramik, Verschleißproblematik bei Endoprothesen und in Verbindung mit klinischen Ergebnissen keramischer Implantate vergeben.
Die Arbeit kann in einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift oder in Buchform veröffentlicht worden sein. Auch unveröffentlichte Manuskripte werden akzeptiert. Die Arbeit darf noch keinen anderen Preis bekommen haben und auch für keinen weiteren wissenschaftlichen Preis eingereicht worden sein. Eine entsprechende Erklärung ist beizufügen. Die Bewerbungsunterlagen sind mit dem ausgefüllten Datenschutzformular per E-Mail und ausschließlich als PDF-Dateien bei der Geschäftsstelle der DGOOC einzureichen.
Bewerbungsfrist ist der 31. Juli 2024.
2024
Der Forschungspreis wurde in diesem Jahr gleichwertig aufgeteilt.
Arbeitsgruppe 1
Dr. Sebastian Walter, Klinik und Polyklinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und plastisch-ästhetische Chirurgie, Universitätsklinik Köln
Dr. Robert Nißler, ETH Zürich, Nanoparticle Systems Engeneering Lab, Zürich
Material-Intrinsic NIR-Fluorescence Enables Image-Guided Surgery for Ceramic Fracture Removal
Bedingt durch den demographischen Wandel nimmt die Zahl der Operationen im Bereich der Hüftendoprothetik immer weiter zu: Allein in den USA werden bis 2030 voraussichtlich jährlich bis zu 850.000 Endoprothesen eingesetzt. Die Implantate verfügen mittlerweile oft über einen Keramikkopf, der für seine Festigkeit und seine Verschleißbeständigkeit geschätzt wird. Brüche von Keramikimplantaten sind selten, können jedoch erhebliche Komplikationen verursachen.
Physiochemische Untersuchungen weit verbreiteter zirkonia-stabilisierter Aluminiumoxid-Keramiken haben gezeigt, dass Biolox-Delta-Implantate aufgrund des enthaltenen Chroms eine rubinähnliche Fluoreszenz im nahen Infrarotbereich bei etwa 700 nm aufweisen, mit einer Quantenausbeute von 74 Prozent. Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Entwicklung eines optischen Systems zur Detektion von Keramikbruchstücken, das eine vollständige Entfernung ermöglichen und so einem sekundären Implantatversagen vorbeugen soll. Zusätzlich wird die Visualisierung von Keramikabrieb durch Nahinfrarot-Fluoreszenzmikroskopie realisiert.
Arbeitsgruppe 2
Adrian Buchholz, Orthopädische Universitätsklinik Magdeburg
Dr.-Ing. Dipl.-Wirtsch.-Ing. Joachim Döring, Medizinische Fakultät, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Damage analysis of retrieved Biolox®delta components used in hard and soft bearings
Die prämierte Arbeit ist ein retrospektiver Vergleich explantierter keramischer Hüftköpfe der Marke Biolox Delta in hart-hart- und hart-weich-Paarungen unter Nutzung verschiedener makroskopischer (Damage Scoring) und mikroskopischer (Raman-Spektroskopie, XRD, Konfokalmikroskopie, REM/EDX) Techniken. Sie liefert Erkenntnisse zur Langzeitstabilität von ZTA-Komponenten und zu Optimierungspotentialen von Implantmaterialien.
Die Untersuchung zeigt, dass ZTA-Komponenten in beiden Lagerungsarten minimalen Verschleiß aufweisen, wobei CoC-Paarungen stärker betroffen sind. Metallübertragungen verursachen den häufigsten Verschleiß, beeinflussen jedoch die Zirkonoxid-Phasentransformation nur minimal. Für die Patientenversorgung ist die Minimierung von Verschleiß entscheidend, um die Lebensdauer von Implantaten zu verlängern und Komplikationen zu reduzieren.
2023
Dr.-Ing. Philipp Damm, Julius Wolff Institut, Berlin Insitute of Health, Charité – Universitätsmedizin Berlin
Die Reibung im Hüftgelenkersatz – der ‚un‘bekannte In-vivo-Belastungsparameter
Die Implantation eines Hüftgelenkersatzes wird als eine der erfolgreichsten Operationen des letzten Jahrhunderts betrachtet. Während bei Älteren die 10-Jahres-Revisionsrate mit nur 5 Prozent äußerst erfolgreich ist, liegt diese bei Jüngeren jedoch bis zu dreifach höher. Die Lebensdauer und Standfestigkeiten künstlicher Hüftgelenke stellen somit immer noch ein signifikantes klinisches Problem dar. Im Rahmen der Arbeit war es weltweit erstmals möglich, mittels instrumentierter Hüftimplantate die wirkende Gelenkreibung in einer aktiven Patientengruppe, mehr als 10 Jahre post-OP, direkt in vivo zu messen und deren Einflussparameter zu charakterisieren.
Die Daten haben ergeben, dass die auftretende Reibung ein hochdynamischer Belastungsparameter ist und nur begrenzt durch etablierte In-vitro- und In-silico-Tests abgebildet werden kann. Vor allem aber konnte der Wissenschaftler zeigen, dass die Reibung primär durch die intraoperativ definierte Gelenk-Überdachung, bzw. von der daraus resultierenden Position der Belastungszone im Pfannen-Inlay, und nur sekundär durch die auftretende Kontaktkraft und -Kinematik beeinflusst wird. Die Ergebnisse der Habilitationsschrift sollen der Auslegung realistischer Prüfparameter für die Implantat-Neuentwicklungen dienen, außerdem ermöglichen sie eine tribologisch optimierte Neuauslegung klinisch etablierter Safe-Zonen und können für die individuelle Patientenberatung herangezogen werden (www.OrthoLoad.com).
2022 | Dr. Jessica Hembus | Deutschland |
2021 | Dr. Lisa Renner | Deutschland |
2020 | nicht verliehen | |
2019 | Prof. Dr. Erik Lenguerrand | Großbritannien |
2018 | Dr. Saurabh Lal | Großbritannien |
2017 | Dr. Constantin Mayer | Deutschland |
2016 | Anastasia Rakow und Janosch Schoon | Deutschland |
2015 | Julian Gührs | Deutschland |
2014 | Daniel MacDonald | USA |
2013 | Dr. Dipl.-Ing. Jan-Mels Brandt | Kanada |
2012 | Dr. sc. hum. Dipl.-Ing. Jan Philippe Kretzer | Deutschland |
2011 | PD Dr. Fritz Thorey | Deutschland |
2010 | Saverio Affatato | Italien |
2009 | Martin Ihle Ceramics vs. CoCrMo femoral heads in combination with Polyethylene cups. Long-term wear analysis at 20 years | Deutschland |
Alexandra Pokorny The noisy Hip – Is it only a ceramic issue? | Österreich | |
2008 | Saverio Affatato Advanced Nanocomposite Materials for Orthopaedic Applications. I. A Long-Term In Vitro Wear Study of Zirconia-Toughened Alumina | Italien |
2007 | Nicole Wollmerstedt The Daily Activity Questionnaire (DAQ) - A novel questionnair to asses patient activity after total hip artroplasty | Deutschland |
2006 | Christine Schultze Finite-Elemente-Analyse einer zementierten keramischen Femurkomponenten unter Berücksichtigung der Einbausituation beim künstlichen Kniegelenk | Deutschland |
Lutz Bornebusch | Deutschland | |
2005 | Thomas Sterner Auswirkungen von klinisch relevanten Aluminium Keramik-, Zirkonium Keramik- und Titanpartikel unterschiedlicher Größe und Konzentration auf die TNFα-Ausschüttung in einem humanen Makrophagensystem | Deutschland |
2004 | Christian Hendrich Polyethylene Wear in Spherical Pressfit-Cups with 32mm Alumina Heads | Deutschland |
2003 | Stefanie Vetter Analyse und Bewertung der Verbundhaftung von Keramik und Knochenzement in der Knieendoprothetik | Deutschland |