„Niemand will, dass der militärische Ernstfall eintritt, doch träte er ein, wären unsere Krankenhäuser nicht ausreichend darauf vorbereitet. Wir müssen deshalb die Resilienz unseres Gesundheitswesens stärken und appellieren an die sich gerade konstituierende Regierung: Widmen Sie der Gesundheitsversorgung im Verteidigungsfall die gleiche Aufmerksamkeit wie der militärischen Aufrüstung. Denn beides muss zusammengedacht werden, um wehrhaft zu sein“, sagt Prof. Dr. Bernd Kladny, stellvertretender Generalsekretär der DGOU. Die deutschen Krankenhäuser haben hinsichtlich der Versorgung von Kriegsverletzungen und der Organisation für den Ernstfall einen erheblichen Nachholbedarf, lediglich die fünf Bundeswehrkrankenhäuser sind mit besonderen Kenntnissen ausgestattet. „Eine NATO-Simulation von 1.000 Kriegsverletzten pro Tag zeigt, dass in einem militärischen Bündnisfall die dafür vorgesehenen Betten der Bundeswehrkrankenhäuser und der assoziierten BG-Kliniken innerhalb von 48 Stunden ausgelastet wären. Die fünf Bundeswehrkrankenhäuser haben rund 1.800 Betten, die neun berufsgenossenschaftlichen Kliniken 2.200 Betten – hier ist der verbesserte organisatorische Zugriff auf die 35.000 Betten und die gesamte anzupassende Infrastruktur des TraumaNetzwerks dringend geboten“, sagt Pennig.
Dafür braucht es Geld:
Schulung des ärztlichen Personals
• Trainings von Arzt- und Pflegepersonal in Kliniken für den Massenanfall von Verletzten
• Ausbildung von Chirurginnen und Chirurgen für den Ernstfall, insbesondere für die operative Versorgung von Kriegsverletzungen wie Schusswunden oder durch Sprengsätze mit der Folge von verstümmelten Gliedmaßen
Ertüchtigung der Krankenhäuser
• Ausstattung: Vorhaltung von zusätzlichen Notfallinstrumenten und -materialien in ausreichender Menge, da Lieferketten unterbrochen sein können
• Übungen: Den Ernstfall proben und Kliniken dazu 24 Stunden vom Netz nehmen
Schaffung einer Organisationsstruktur
• Einrichtung einer zivil-militärischen Stabsstelle zur Koordinierung der Verteilung von Verletzten
• Vernetzung und Steuerungsinstrumente zur Kapazitätsabfrage
Im Ernstfall müssten auch die zivilen Krankenhäuser herangezogen und die 650 Krankenhäuser des TraumaNetzwerks der DGU aktiviert werden. Diese verfügen über fachliche Kompetenzen und spezielle personelle, strukturelle und technische Ressourcen, wie beispielsweise die Schockraum-Ausstattung. Damit im Ernstfall eine schnelle Verteilung von Verwundeten möglich ist, braucht es dafür eine klare Struktur, ein Kommunikationskette und vorherige Übung.