Lesetipp OUMN

Nachwuchsmangel: Vorurteile schrecken junge Medizinerinnen und Mediziner ab

© Generative_KI_FB

Laut dem Wirtschaftsforschungsinstitut WifOR werden bis zum Jahr 2035 über 15.000 ärztliche Stellen in der Chirurgie nicht besetzt sein. Gründe für das Defizit sind nicht nur der allgemeine Fachkräftemangel wie in fast allen Branchen, sondern der bevorstehende Generationenwechsel in der Medizin. Junge Ärztinnen und Ärzte, die jetzt nachrücken, haben ihre eigenen Erwartungen und stellen vieles infrage – die aktuellen Arbeitsbedingungen, die Ausbildung, aber auch die politischen Strukturen. Wie lassen sich Studierende trotzdem für das Fach O und U begeistern? Zu den Vorurteilen über den Beruf als Chirurg oder Chirurgin, die bereits unter Medizinstudierenden bestehen, ist jetzt ein Artikel in der Mitgliederzeitschrift „Orthopädie und Unfallchirurgie – Mitteilungen und Nachrichten“ (OUMN) erschienen.

Während die Babyboomer-Generation, die in den nächsten Jahren in den Ruhestand geht, feste Strukturen und ausgeprägte Hierarchien gewohnt sind, hat die neue Generation ganz andere Vorstellungen von ihrem Berufsalltag – und das kommuniziert sie auch. Vor allem bezüglich der Chirurgie gibt es bereits unter Medizinstudierenden Vorurteile, die den einen oder die andere möglicherweise sogar davon abhält, diesen Karriereweg zu wählen. Auf drei dieser Vorurteile geht das Autorenteam der YOUngsters, der studentischen Vertretung im Jungen Forum O und U (JFOU), ein.

Keine Vereinbarkeit von Karriere und Privatleben

Reale Beobachtungen zeigen, dass Chirurginnen und Chirurgen aufgrund des hohen Arbeitspensums im OP wenig Freizeit haben. Ein ausgewogenes Verhältnis von Arbeit und Freizeit muss daher oft individuell und aktiv gemanagt werden.  Moderne Konzepte zur Teilzeitarbeit, Elternzeit und zu flexiblen Arbeitszeitmodellen bieten Lösungsansätze.

O und U ist ein Knochenjob und für Frauen weniger geeignet

Noch immer ist die Annahme verbreitet, dass die Implantation von Endoprothesen und Osteosynthesen nur mit großer Muskelkraft gelingt. Dabei stehe aber eher die Technik und Übung sowie die Operation als Teamleistung im Vordergrund. Zudem werden noch immer viele Chirurginnen bei einer Schwangerschaft aus dem Beruf gedrängt.

Lehre passt nicht in den chirurgischen Zeitplan

Praktische Fertigkeiten lassen sich kaum im Selbststudium aneignen, sondern müssen in der Praxis unter der richtigen Anleitung erlernt werden. Bleibt hierfür aufgrund des Alltags in den Kliniken wenig Zeit, so gehe dies nicht nur zu Lasten der Berufsanfängerinnen und Berufsanfänger, sondern belaste in Form von mangelndem und/oder schlecht ausgebildetem Nachwuchs das Personal zusätzlich – ein Teufelskreis entsteht, warnen die Autorinnen und Autoren.

Wie also lassen sich diese Probleme lösen und was kann den medizinischen Nachwuchs in O und U halten? Lösungsansätze aus der jungen Mediziner-Generation liefern Lilly Albertsen, Marvin Berger, Moritz Bäumken und Moritz Lenz in ihrem Artikel „Über Vorurteile unter Medizinstudierenden … und was daraus zu lernen ist.“ (© DGOU und BVOU [2024] Published by Springer Medizin Verlag Berlin [2024]. All rights reserved.).

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